Lieb singen, viel sagen
Gewinner eines Musik-/Nachwuchs-/Talentwettbewerbs zu sein, hat mitunter einen faden Beigeschmack. Denn was nutzen all die Auszeichnungen im Dschungel des realen Lebens? Tonbandgerät aus Hamburg gewannen 2012 den New Music Award 2012 und versuchen nun, mit ihrem Debütalbum “Heute ist für immer” trotzdem zu punkten.

“Irgendwie anders” zu sein würde natürlich helfen, wenn man sich unter vielen Talenten hervortun will und im Anschluss an einen ersten gewonnenen Wettbewerb eine Karriere anstoßen will, bei der man dann auf eigenen Füßen stehen muss. Und wenigstens die Besetzung ist nicht ganz alltäglich: Zwei Jungs und zwei Mädels spielen verspielten Pop, bei dem aber Schlagzeug und Gitarre nicht zu überhören sind, auch wenn es immer schön plingt und kling(el)t. Dazu kommt mit Sänger Ole Specht ein verträumter Softie, der von seinen Problemen singt, von der Freundin, die gegangen ist und den Freunden, die sich verändert haben.

Auch wenn es dieses Album problemlos in genau dieser Form schon vor zehn Jahren hätte geben können, ist “Heute ist für immer” vielversprechend. Der Ton macht ja die Musik und der ist immer lieblich, womit sich hier und da ganz unauffällig gewichtige Inhalte transportieren lassen, die dem Hörer nicht wie eisiger Wind ins Gesicht wehen.

Zwölf Songs lang scheren die Melodien nicht aus, kuscheln sich ein zwischen Zeitlupe und Realgeschwindigkeit. Alles nett, genau wie der putzige Retroname. Und mit dem eigentlich etwas penetranten “Halbmond” findet sich mindestens ein radiofreundlicher “Ich bin wieder allein”-Song auf dem Album. Wobei: Eigentlich kann sich ein halbes Dutzend der präsentierten Lieder zum Ohrwurm entwickeln. Und man versteht durchaus, was die Jury für preiswürdig erachtete.

Claudia Nitsche
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