Wie in Inglorious Basterds: Brad Pitts Charakter Lt. Aldo Raine ritzt dort Hakenkreuze in die Köpfe der Nazis, die sein Trupp leben lässt:

In der letzten Szene des Films markiert er den Antagonisten Hans Landa mit der Begründung, dass die Leute immer direkt sehen sollen, dass er ein Nazi ist, auch wenn er seine Uniform nicht mehr trägt. In dem Sinne meint das Juse hier wohl: Pegida-Mitläufer geben sich nicht offen als Nazis zu erkennen, also muss man ihre ideologische Gesinnung offenlegen.

https://www.youtube.com/watch?v=pE4hEMBYbTI

Eigentlich bedeutet “authentisch sein” das gleiche wie “man selbst sein”. Aber “Authentizität” ist inzwischen nur eins von vielen Images geworden, aus denen man wählen kann. Jetzt versuchen einem schon Werbeagenturen Authentizität als Lebensgefühl zu verkaufen – wo bleibt da die Realness?

Aber ist dir beim ersten Hören (oder Lesen) aufgefallen, dass Toni bei der dritten Wiederholung was Anderes sagt? Da heißt es nämlich “Authitenzität” statt “Authentizität”.

Dass man das nicht mitbekommt, wenn man nicht genau darauf achtet, liegt an kognitiven Mustererkennungsprozessen im Gehirn. Man nimmt Sachen in Blöcken wahr und nicht die einzelne Laute bzw. Buchstaben. Deshalb kann man sowas auch problemlos lesen:

Der Nachteil daran ist, dass man Abweichungen von der Norm sofort in bekannte Muster einsetzt und sie Teil des Systems werden. Fatoni macht sein eigenes Ding, sagt “Authitenzität”, aber die Leute überhören das einfach, weil es nicht ins Bild passt.

Und darum geht es hier: Man kann noch so sehr versuchen, sich von der Masse abzusetzen, auch die Abweichung wird gleich wieder in die Masse integriert.

Die Cuts am Ende stammen aus “So ungefähr” von NMZS & Danger Dan, ein Song mit mindestens genauso kulturpessimistischer Message. Die volle Textstelle lautet:

Die Krone der Schöpfung, wir sitzen auf dem Thron
Wir sind Götter, haben jeden Berg, ganz egal wie hoch
Schon erklettert – das Meisterwerk der Evolution

Erinnert etwas an die Weekend-Line:

Was ist wenn’s mit Rap nicht klappt? Ich mach mir da keinen Kopf
Ich hab was, was anderen Rappern fehlt – und zwar'n Job

Einschlägige Erfahrung hat er ja schon:

Die Line kommt von 8Ball als Feature-Gast auf dem MC Ren-Track “Who in the Fuck”. Seinerseits natürlich eine 2Pac-Anspielung, und zwar ‘ne ziemlich merkwürdige, da “I Get Around” gar nicht auf All Eyez On Me drauf ist.

Das klingt vielleicht beim ersten Hören nach einem reduplikativen Stilmittel, aber gemeint ist Gin + Ginger Ale aka Gin Gin, ein erfrischender Longdrink.

Dabei ist der Gegensatz zu den Drinks in “32 Grad” interessant: Dort greift Toni zu den bekanntesten Standard-Touri-Cocktails, was voll zu seiner Rolle als ignoranter Urlauber passt. Hier ist er der typische Real-Keeper und dementsprechend trendig-undergroundig ist auch seine Getränkewahl.

Der Görlitzer Park liegt mitten in Berlin-Kreuzberg und ist als bekannter Drogenumschlagsplatz immer wieder in den Medien. Er eignet sich aber super zum Chillen oder um vor irgendwelchen Axels zu fliehen.

Obwohl Kryptik Joe eigentlich aus Hamburg kommt, kann es sich dabei nicht um den Hamburger Kiez handeln, denn kurz darauf rennt er in den Görlitzer Park – und der ist in Kreuzberg. Dort wurde auch der erste Teil des Videos gedreht.

Kyrptik Joe macht bei Deichkind die Beats. Eventuell sind hier aber auch die Kopfhörer (Beats by Dre) gemeint… oder vielleicht sogar beides: Er hört seine Beat auf seinen Beats.

Die taz ist eine linke, genossenschaftlich geführte Tageszeitung.

Die haben schon ziemlich viele Artikel über Deichkind veröffentlicht, zuletzt dieses Interview Ende Januar. Darin wird Kryptik Joe auch namentlich genannt, daher kennt ihn dieser Typ also wahrscheinlich.